Antibiotikaminimierung in der Masthühnerhaltung durch Schlupf im Stall

Fotos: Helen Louton

Der Einsatz von Antibiotika in der intensiven Tierhaltung wird seit Jahren in der Öffentlichkeit diskutiert. Neben Tierschutzaspekten werden dabei auch Themen wie Umwelt- und Verbraucherschutz angesprochen sowie die Entstehung von Antibiotikaresistenzen in der Human- und Veterinärmedizin. Die Etablierung strikter Biosicherheitskonzepte und Impfschemata werden ebenso wie andere prophylaktische Maßnahmen benötigt, um den Medikamenteneinsatz in der Nutztierhaltung weiter herunterfahren und dabei die Gesundheit der Tiere stabil halten zu können.

Das vom Bundeslandwirtschaftsministerium entwickelte Konzept zur Antibiotikaminimierung (Antibiotika-Minimierungskonzept der 16. AMG-Novelle, 1. April 2014) soll die Entwicklung und Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen beschränken sowie die Verabreichung von Reserveantibiotika für den Menschen an landwirtschaftliche Nutztiere einstellen und damit die Wirkung von Antibiotika als Therapeutikum für den Menschen erhalten. Die bundesweiten Kennzahlen zur Therapiehäufigkeit bei landwirtschaftlichen Nutztieren konnten seit Beginn der Antibiotikastudie deutlich gesenkt werden. Während bei Mastschweinen und Mastrindern die Behandlungszyklen mit Antibiotika drastisch gesunken sind, sind jedoch die Behandlungen in der Masthühnerhaltung nahezu unverändert geblieben.

Ziel des Vorhabens ist es, durch Verwendung des Verfahrens „Schlupf im Stall“ den Einsatz von Antibiotika in der Masthuhnhaltung zu reduzieren. In der Regel schlüpfen die Küken in den Brütereien, dort werden die Tiere sortiert, geimpft und zum Transport vorbereitet. Es kann vorkommen, dass die Küken erst 24 Stunden nach dem Schlupf und Transport zum Haltungs- und Aufzuchtbetrieb Zugang zu Wasser und Futter haben. Die Prozesse bis zur Einstallung im Haltungsbetrieb (Impfen, Transport) können für die Küken Stress bedeuten. Das Schlüpfen im Stall soll diesen Stress minimieren, die allgemeine Tiergesundheit verbessern, aber auch Infektionsquellen minimieren. In der ersten Phase des Projektes werden zunächst gezielt Praxisbetriebe mit Erfahrungen beim Schlupf im Stall ausgewählt und begleitet, von denen dann in Praxisphase 2 dieses Konzept in konventionell und ökologisch wirtschaftenden Modell- und Demonstrationsbetrieben umgesetzt wird. Um die Tiergesundheit beim Schlupf im Stall gegenüber der Aufzucht von angelieferten Eintagsküken vergleichen zu können, werden auf den Betrieben beide Verfahren in je einem Stall vergleichend über mehrere Mastdurchgänge begleitet.

Die Mitarbeitenden der Professur Tiergesundheit und Tierschutz sind zuständig für die Hygieneaspekte und die mikrobiologischen Untersuchungen. Die Projektkoordination sowie die Erhebung zum Tierverhalten übernimmt Frau Dr. Birgit Spindler von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Die weiteren Kooperationspartner sind verantwortlich für das Stallklima sowie die Ökonomie.

Das Projekt ist Teil der Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz im Bundesprogramm Nutztierhaltung. Die Förderung erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages, Projektträger ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), (Förderkennzeichen 2820MDT243)“.

Förderung:

geplante Laufzeit:

01.02.2023 – 31.01.2025

Die Bearbeitung des Projektes erfolgt in Zusammenarbeit mit

Das Projekt wird koordiniert durch Dr. Birgit Spindler (Tierärztliche Hochschule Hannover).

Ansprechpartnerin in Rostock